Endlich wieder zu Besuch im Tierheim Mezötúr in Ungarn

Nachdem es mir im letzten Jahr nicht geglückt war, das Tierheim in Mezötùr zu besuchen, war meine Freude um so größer, dass es in diesem Jahr zum 3. Mal geklappt hat. Was für eine Wiedersehensfreude mit allen Helfern vor Ort, die dort Tag für Tag fantastische Arbeit leisten!
Wie schon 2017, war auch in diesem Frühjahr mein Mann Stefan mit dabei. Unsere Freundin Juli hatte uns wieder wunderbar untergebracht und mit ihrer Gastfreundschaft verwöhnt, wofür wir ihr sehr dankbar sind. Sie war immer an unserer Seite, um alles, was wir vorgehabt hatten, zu organisieren und zu koordinieren.
Denn ohne Julis Hilfe ist die Verständigung ausgesprochen schwierig, da die Mitarbeiterinnen im Tierheim weder Deutsch noch Englisch sprechen .

Wir hatten leider nur 4 Tage zur Verfügung, die dann entsprechend mit Arbeit angefüllt waren. Es gibt immer viel zu tun in einem Tierheim!
Stefan fiel die Aufgabe zu, kleinere Reparaturarbeiten zu erledigen. Außerdem musste überlegt werden, wie der Container belüftet werden kann, wenn er sich im Sommer zu sehr aufheizt.
Für Juli und mich standen diverse andere Aufgaben an.
Eine davon war, eine „Bestandsaufnahme“ der Hunde zu machen, die in die Vermittlung genommen werden sollten und diese besser kennenzulernen.
Dazu wurden die Vierbeiner fotografiert bzw. gefilmt.
Leider habe ich unter ihnen auch einige „alte Bekannte“ angetroffen, die bereits vor zwei Jahren im Tierheim waren.
Vandor zum Beispiel, ein ausgesprochen lieber Gesell, ist nun schon ein Schäferhund älteren Semesters. Im April 2017 lebte er mit Pötyi zusammen, die letztes Jahr ihr Zuhause in Deutschland fand. Jetzt hatte er sich mit mit Fanta angefreundet, die mit dem nächsten Transport ausreisen darf.
Wie viele seiner Hundekumpel sieht er noch ausziehen, bis er endlich sein eigenes Zuhause findet?
Oder Belfi, ein schwarzer Retriever- Mix. Viele schwarze Hunde haben in Ungarn wenig Chancen auf Vermittlung. Obwohl er schon lange auf unserer Homepage ist, sucht er noch immer nach seinen Menschen. Es gab zwar schon Interessenten, aber bislang für Belfi noch kein Happy End. Dabei ist er ein ausgesprochen lieber, menschenbezogener Rüde.
Zwischendurch kamen immer mal wieder Außeneinsätze auf uns zu. Mal brachten wir einen Hund in sein neues Zuhause, oder es mussten Kastrationsfäden bei einem Hund gezogen werden, der schon seine Familie gefunden hatte.
Diese Aufgaben hätte sonst Ildi erledigen müssen, da sie die einzige ist, die Auto fährt.
Viele Dinge laufen in Ungarn anders, als wir es uns hier in Deutschland vorstellen.
Der erste Weg führt für Hundeinteressierte oft nicht direkt ins Tierheim. Da die Hunde in Ungarn seltener kastriert werden, findet sich häufig in der Nachbarschaft oder bei Bekannten ein Hund/ Welpe, der übernommen werden kann. Dennoch konnte ich beobachten, dass immer mal wieder Leute zum Tierheim kamen, um sich nach einem passenden Vierbeiner umzuschauen. Diese Entwicklung ist sehr erfreulich.
Eine Familie brachte sogar eine Futterspende mit, was in Ungarn alles andere als selbstverständlich ist.
Sehr beeindruckt haben mich wieder einmal die Strecken, die wir in der kurzen Zeit zurückgelegt haben. Dabei meine ich weniger die eigentlichen Kilometer als die investierten Stunden. Die Zeitdimensionen sind anders, als wir sie hier gewohnt sind.
So werden z. B. Röntgenuntersuchungen, die der Tierarzt vor Ort nicht vornehmen kann, zur logistischen Herausforderung und sind nicht „mal eben“ zu erledigen. Ich musste an vielen Stellen umdenken.
Dabei darf man nicht vergessen, dass Ildi, die Dame, die das Tierheim federführend leitet, die einzige Autofahrerin ist und durch solche Aktionen oft stundenlang ausfällt.
Unsere letzte Aktion bestand darin, einige Hunde zum Transport zu bringen. Auch das ist, wie so vieles andere, eine logistische Herausforderung, denn die Hunde werden mit privaten PKW bis zur Sammelstelle des Transporters gebracht. Als alle sicher in ihren Boxen untergebracht waren, haben auch wir uns auf den Heimweg gemacht.
Mein Resümeé:
Ich ziehe ganz tief den Hut vor Ildi, Kati und Juli sowie den wechselnden Helfern im Tierheim. Sie leisten unglaubliche Arbeit und werden jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt. Dabei wurde mir wieder einmal deutlich, dass unsere Hunde wirklich ausgesprochen liebevoll versorgt werden. Natürlich in dem Rahmen, der bei wenigen Helfern und vielen Hunden möglich ist.
Von den 17 Pflegehunden, die ich bislang bei mir zu Gast hatte, kamen sehr viele direkt aus dem Tierheim Mezötùr. Sicherlich war auch der eine oder andere „Angsthase“ unter ihnen. Aber auch diese Hunde haben sehr schnell Vertrauen gefasst und sich wunderbar entwickelt. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Hunde, die aus Ungarn hierher kommen, ausgesprochen menschenbezogen sind.
Es waren nur 4 Tage, in denen wir rund 3000 Kilometer zurückgelegt haben. Aber sie waren angefüllt mit tollen Begegnungen von Zwei- und Vierbeinern. Ich habe einige Zeit gebraucht, um die Eindrücke zu sortieren….und erwische mich schon jetzt dabei, die nächste Reise dorthin zu planen… 
Sabine Schlotmann-Schmidt